Baikal

Baikalsee - Russland, Mai. 2017

Mai 2017 waren wir zum Tauchen in Sibirien - auf dem Baikalsee. Bilder gibt's im Fotoalbum Baikal.

Wer gerne einen Kommentar dazu abgeben will, kann das tun, hier in Helmuts Tauchblog / Reisebericht Baikal 2017


Planung & Anreise

Insel Olchon

Planung: Eva und Uwe - Freunde aus dem Verein - haben schon letztes Jahr auf der boot bei WIRO dive die Reise nach Sibirien zum Baikalsee gebucht. Wir - Monika und ich - haben auch überlegt, da wir uns aber schon für Indonesien entschieden haben, ist es uns als "Zweit-Ziel" zu teuer. 14 Tage vor Reisebeginn gibt es auf der Tour noch etliche freie Plätze, die der Veranstalter Waterworld günstig per Rundmail anbietet. Kurzfristig entscheiden wir uns mitzukommen.

Problem ist jetzt, das Visum für Russland noch rechtzeitig zu bekommen. Dank Unterstützung durch den VDST und die Erfahrungen von Eva und Uwe erhalten wir es schnell und preisgünstig (80€) über Visa handling service - VHS München . Den Flug buchen wir für überraschende 500€ online bei Aeroflot. Da die 23kg Freigepäck für die Kaltwasserausrüstung nicht ausreichen, zahlen wir noch 100€ (hin + rück) für ein weiteres Gepäckstück am Flughafen.

Sicherheitslage: Völlig unproblematisch. Straßenkriminalität gibt es in Sibirien nicht, selbst der Verkehr ist ungefährlich. Die Einheimischen sind hilfsbereit und gastfreundlich aber recht zurückhaltend.

Kosten: Der Normalpreis der Reise orientiert sich mehr an der Exklusivität als am gebotenen Komfort.

Klima und Reisezeit: Mai ist wie bei uns Frühsommer - tagsüber bis 20 Grad, nachts aber oft kalt. Da der See i.d.R. von Januar bis Ende April mit einer dicken Eisschicht bedeckt ist, beträgt die Wassertemperatur im Frühjahre durchgehend ca. 2 - 4°C, im Sommer (ab Juni - August) oben bis zu 23°C, aber auf Tiefe immer sehr kalt.

Dauer für An- und Weiterreise:

  • München - Moskau: knapp 3 Stunden, 4 Stunden Aufenthalt - waren fast nötig langer Schlangen bei der Einreisekontrolle.
  • Moskau - Irkutsk: 6 Stunden, zuzüglich 6 Stunden Zeitverschiebung - also von Mittag bis nächsten Morgen
  • Irkutsk -  Listwjanka, am Baikalsee: Gut eine Stunde mit dem Bus

Unterkunft & Verpflegung

Courtyard by Marriott , Irkutsk : Für den ersten Tag und die Nacht hat der Veranstalter ein Hotel der gehobenen Klasse gebucht. Die Zimmer sind sehr geräumig, gut ausgestattet und sauber, das Frühstück gut und das Personal sehr freundlich und hilfsbereit. Der Abholservice vom Flughafen klappt aber erst nach Anruf im Hotel - also Handy und Telefonnummer bereithalten. Trotz der Lage nahe dem Zentrum ist es nachts sehr ruhig.

Irkutsk ist bewohnt von ca. 600.000 Einwohnern und liegt am Fluss Angaga, dem einzigen Abfluss des Baikalsees.


Valeriya

Valeriya: Das Stahlschiff wurde 1961 gebaut und 2016 zuletzt überholt. Mit 30 m Länge, 5,5 m Breite und einem Tiefgang von 1,8 m hat es eine Verdrängung von 120 Tonnen. Die 250 PS Maschine bringt eine maximale Geschwindigkeit von 16 km/h. An Bord befinden sich Stromgeneratoren und ein leistungsstarker Atemluftkompressor. Als weitere technische Ausstattung gibt es Radar, Echolot, GPS, Satellitentelefon, VHF-Radio und ein Beiboot mit Hartrumpf und Motor.

Die Besatzung besteht aus 5 Männern und 1 - 2 Frauen.

Die Unterkunft ist unter Deck. Zwei Treppen führen hinab zu jeweils 4 kleinen Doppelkabinen. Die untere Koje ist ca. 120cm breit, die obere 80cm, darüber ein geschlossenes kleines Bullauge knapp über der Wasserlinie. Ein winziges Waschbecken und ein kleiner Heizkörper komplettieren die karge Ausstattung. Wenn man zu zweit unten liegt, kann man die obere Liegefläche als Ablage verwenden.

Bei einem der Kabinenabgänge befindet sich eine Toilette mit Dusche. Da der Abwasserablauf aber extrem leicht verstopft, ist es öfters nicht nutzbar. Auf Deck gibt es zwei weitere Toiletten mit Dusche, eine davon sogar noch mit Saunakabine.

Der Salon am Hauptdeck ist geräumig. Mit Bar-Theke und großem Esstisch dient er zum Aufenthalt und als Speisesaal. Auf dem riesigen Flach-TV laufen ständig tolle Tauchbilder und Tauchvideos, aber auch merkwürdige alte russische Filme.

In der Nähe der wenigen Siedlungen und Stellen mit Mobilempfang ist kostenloses Internet mit schmaler Bandbreite verfügbar.

Hinter dem Salon liegt ein kleines Freideck für die Raucher, oben ein Sonnendeck

Es gibt ist dreimal täglich warme Malzeiten, reichlich und schmackhaft: Vornehmlich traditionelle russische und sibirische Gerichte wie Suppen und Eintöpfe mit Kraut, Kartoffel und Fleisch, aber auch Fisch - gekocht oder geräuchert. Dazu immer rohes Gemüse wie Paprika, Gurken und Tomaten. Tee und Instantkaffee ist kostenlos, Kreationen aus einer modernen Espressomaschine kosten einen kleinen Aufpreis.

Fazit: Luxus ist was anderes. Irgendwann haben wir es als Herausforderung begriffen, uns an die beengten Kabinen gewöhnt, und es irgendwie genossen.


Tauchen

... Basen ...


Valeriya - Tauchdeck

Valeriya / BaikalTek : Tauchen auf dem Schiff wird organisiert vom Tauchcenter "BaikalTek" - namentlich Gennady und Tatiana, beides russische Tec-Tauch-Instruktoren.

Das Schiff: In der Mitte auf dem Hauptdeck sind stabile Bänke mit Ablagefläche oben und Plastikkisten für jeden Platz darunter. Die Ausrüstung bleibt komplett zusammengebaut, festgeschnallt draußen im Freien. Die Anzüge werden über die Reling gehängt und mit Schnüren befestigt. Lediglich die Unterzieher nimmt man mit in die warme Kabine. Spülen der Ausrüstung erübrigt sich. Die Anzüge sind durch den Wind einigermaßen trocken - falls es mal Wassereinbruch gibt, kann man den Anzug auch in den warmen Maschinenraum hängen lassen.

Die Ausrüstung: Die Tauchflaschen sind 15l Stahl mit DIN-Ventilen und asymmetrischem Y-Doppelabgang. Das Füllen - standardmäßig mit Presslauft - findet am Platz statt. Gegen Aufpreis sind Doppelgeräte, Stages und auch Nitrox und Trimix erhältlich.

Pro Tag gibt es i.d.R. drei Tauchgänge - der erste meist 7:00 Uhr, dann je einer vor Mittag und Spätnachmittag - es ist im Mai ja lange hell. Nachttauchgänge auf Wunsch, aber dann erst nach 22:00 Uhr. Es gibt keine Zeitbegrenzung, aber nach 50 - 70 Minuten bringt die Kälte alle zurück an Bord. Offizielle Maximaltiefe ist 40m mit Pressluft. Buddyteams oder Gruppen tauchen aber selbstständig und eigenverantwortlich.

Für Landtouren gibt es ein kleines Beiboot mit Außenbordmotor. Da es als Tauchboot ungeeignet ist, springt man stets vom Schiff ins Wasser und klettert über eine stabile Stahlleiter zurück an Bord.


... Plätze...

Canyon

Mitte / Nord: Steile Uferhänge setzen sich unter dem Wasserspiegel fort, Steilwänden mit Absätzen - nicht ganz so dramatische wie weiter südlich. Mit 2°C noch spürbar kälter.

Im Süden: Senkrechte Steilwände und mit Furchen und Canyons. Verschiedene Gesteinsarten von hellem Marmor bis dunkelgrauer Schiefer.

Fazit: Sicht sehr gut (im Winter soll es noch besser sein), tolle Steilwände und Unterwasserlandschaften, Temperatur 2 - 4°C.

... Fauna & Flora

Flohkrebs

Der Baikalsee ist das Galapagos Sibiriens - ein Hotspot der Biodiversität!
Nur was bedeutet das?

Fische: Vereinzelte Groppen

Flohkrebse: Viele verschiedene von einigen Millimetern bis 10cm

Zur Aufklärung für Biologie-Laien wie mich:
Man unterscheidet zwei Hauptmechanismen der "Artenbildung":

  1. "allopartisch" - verschiedene Heimat: Durch räumliche Trennung bilden sich Arten...

  2. "sympartisch" - in derselben Heimat, am Ort: Meist durch extrem karge Lebensumstände findet eine extreme Spezialisierung statt. Die Mitglieder der Gruppen pflanzen sich nur noch untereinander fort um. Und so gibt es für das geübte Auge über 250 Arten Flohkrebse zu bestaunen, und weil sich schnell weitere Arten bilden heißt das "hotspot".


Sonstiges

Unsere Bilder gibt's hier im Fotoalbum Baikal.


Reisetagebuch

Mi. 23.Mai
Anreise über Moskau ...
15:00 Uhr mit dem PKW zum Parkplatz P41 - 57€ für 10 Tage, aber knapp 1 Std. Zeitverlust. Einchecken Terminal 1C, MUC - Moskau Airbus 320, Kontrolle zum Weiterflug Inland ca. 1,5h Wartezeit. Weiter mit Boing 737 - engere Stuhlreihe
Do. 24.Mai


Irkutsk, restauriertes Viertel

Transfer zum Hotel erst auf telefonische Nachfrage, weil Fahrer keine Tafel dabeihat. Ankunft Marriott Courtyard 9:15h, Stadtrundgang bei 35°C (Kontinentalklima), Mittagessen im Restaurant Russ, Stadtwandern - 600.000 EW aber Zentrum doch nicht so groß, Abendessen im Café
Fr. 25.Mai


Tauchdeck der Valerya

7:30 Uhr Abfahrt vom Hotel, Halt am Supermarkt um Wodka zu kaufen, Transfer 1,5h zum Schiffsanleger am See

Checktauchgang 4°C Wassertemperatur

Sa. 26.Mai
Nachtfahrt nach Olchon

Nachfahrt zur Insel Olchon

11:00 Uhr Tauchen 3°C Wassertemperatur, abends Lagerfeuer auf der Insel

So. 27.Mai


... heute nur im Bild

Nachfahrt zu den Uschkani-Inseln

7:00 Uhr TG - lassen wir ausfallen, zu müde, zu früh, zu kalt ...

11:00 Uhr TG, mittags Robben-Island ohne Robben, Schwefelquelle 34°C und 38°C, mit kühlendem Bad im 2°C kalten See.


Mo. 28.Mai


... tief und mächtig

7:00 Uhr Frühstück, Fahrt zurück nach Süden

11:00 Uhr TG an mit grünem Schwamm bewachsenen Steinen, zig Krebse - aber sonst saukalt und leblos.

Mittags erneute Wanderung über den Holzsteg der Robbeninsel zur Beobachtungsstelle, heute sind zumindest 3 Robben im Wasser. Nach dem Mittagessen nochmal zum Robbenplatz - vereinzelte Sichtungen. Ein Teil der Gruppe wandert nochmal um die Insel, und tatsächlich an der Spitze liegen 5 dicke Robben auf einem Felsblock nahe dem Ufer und lassen sich bräunen und fotografieren.

Nachmittags-TG 15:00 Uhr nahe der Robbeninsel, steiler Hang mit dunklen, mystischen Felsblöcken.

Di. 29.Mai


Inselwanderung Olchon

7:00 Uhr Briefing, anschließend Tauchen " chinesische Doppelmauer ", nach dem Frühstück übersetzen auf die Insel Olchon, kleine Bergtour auf die Klippenhügel.

10:00 Uhr Tauchgang am Canyon, in der Nähe der tiefsten Stelle des Sees. Senkrechte Wand von 10 - 45m, dann ginge es schräg bis 65m zur 2.Abbruchkante. 5 - 8m breiter Einschnitt in der Wand - von 2 bis 45m, dann nach Absatz weiter. Die Wand schön mit grünem Schwamm bewachsen.

3. Tg. am Spätnachmittag

Mi. 30.Mai


Steilwände in Bodemlose

7:00 Uhr Frühstück, anschließend Spaziergang am Strand, den Hügel hoch, durch ein Wäldchen zur nächsten Bucht, feinster Sandstrand und leichte Wellen. Das gegenüberliegende Ufer ist nicht zu sehen - wie am Meer. Auf dem Rückweg noch zu einem verlassenen Ferienlager mit grüner Holzhäusern, aus Sowjet-Zeiten.

10:00 Uhr Tauchgang: Schiff ankert an Kante der Bucht. Schräg abfallender heller Marmor, mit einzelnen grünen Schwämmen bewachsen, führt hinab und geht bei ca. 45m in schrägen Sandgrund über. Die Sicht ist mit 20-30m heute recht gut. Das Marmorgestein endet abrupt, danach dunkelgrauer Schiefer, schroff, steil und teilweise grün bewachsen.
Anschließend fahren wir mit dem Schiff weitere 3 Stunden nach Süden und essen inzwischen Rüben-Kartoffelsuppe und Krautfleisch.

15:30 Uhr Nachmittags-TG. Wir ankern 100m vom Ufer entfernt, unter uns ist es nur 4m tief, 50m zur Kante. Es weht starker, kalter Wind Stärke 3-4 - Wellen, Schaumkronen, Dünung.

Seagull-Cliff oder "the wall" dramatischer Abbruch, senkrechte Wand super Sicht. Runter auf 40m da scheint Grund, aber es ist nur ein kleiner Absatz, dann geht es in die schwarze Unendlichkeit. Vorbei an nicht endender Wand, 40 Minuten gegen leichte Gegenströmung. Oben ab 15m mit Erkern und Türmchen, bewachsen mit grünen Schwämmen - wie ein Korallengarten. Zurück mit Rückenwind und Dünung quer über das Plateau. Nach 57 Minuten zurück am Schiff.

Unser Schiff legt an Steg vor einem kleinen Dorf an. Ein weiterer Landgang führt uns einen steilen bewaldeten Bergrücken hoch zu einer Aussichtsplattform.

Do. 31.Mai


... der Abschied versüßt

Besuch im lokalen Baikalsee-Museum. Im Aquarium einsame Nerpa-Robben. Interessante Simulation einer Tauchfahrt mit Videos an den Bullaugen, was es auf den verschiedenen Tiefen zu sehen gibt.

Rückfahrt nach Irkutsk, mit Abendessen in einem mongolischen Restaurant.

Fr. 31.Mai
Heimreise über Moskau ...
Abflug Irkuks 9:30 Uhr, nach einem 4stündigen Aufenthalt in Moskau Sheremetyevo landen wir dank der Zeitgutschrift um 16:00h Ortszeit in München. Abends treffen wir uns natürlich im Training.

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