Dennoch ist Venezuela das südamerik. Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Das Ölgeld aus Zeiten des Ölbooms kam dem Land z.B. zugute in Form von Überlandstraßen, Schulen, kostenlosen Strom für alle, Flughäfen in den abgelegenen Landesteilen.
Die Währung (der Bolivar) war bis Herbst '95 an den Dollar gekoppelt - das führte zu einer Überbewertung der eigenen Währung und verbilligte die Importwahre. Dadurch wurde vielfach der inländischen Produktion und insbes. der Landwirtschaft das Wasser abgegraben (dabei wäre das Land sehr fruchtbar und ertragreich mit 3-4 Ernten im Jahr). Nachdem peu a peu die Preise freigegeben wurden, kommt hier langsam etwas in Schwung. Die südamerikanisch-korrupten Strukturen, aber auch die Einstellung mañana-mañana der VenezuelanerInnen steht dem manchmal im Wege.....
1498 sichtete Kolumbus die Orinoco-Mündung (er war bis zu seinem Tode überzeugt, den Orient entdeckt zu haben - davon künden bis heute die Indianer). 1521 entstand die erste spanische Siedlung in Südamerika - Nuevo Toledo - das spätere Cumana. Seit Cortes 1519 Mexiko erobert hatte, war auch in Venezuela (Klein-Venedig wg. der Pfahlbauten im Maracaibo-See) das Goldfieber ausgebrochen.
Expedition um Expedition wurde ins Landesinnere entsandt auf der Suche nach dem sagenhaften Eldorado (inspiriert durch mythische Erzählungen der Indianer, die wahrscheinlich auf Kulthandlungen der Inkas basierten, bei denen Gold ein heiliges Material war; bei bestimmten Gelegenheiten wurde der Inka tatsächlich mit Goldstaub gepudert).
Viele dieser Expeditionen (die überwiegend von Coro aus begonnen wurden) standen unter deutscher Führung, da im 16. Jahrhundert die Eroberung Venezuela's vorrübergehend in den Händen des Augsburger Handels- und Bankhauses der Welser lag (bei denen Karl V. riesige Schulden hatte). Sie zeichneten sich durch besondere Grausamkeit und absolute Sinnlosigkeit aus.
Gemetzel und Versklavungen in unvorstellbarem Ausmaß dezimierten die Ureinwohner, die den Eindringlingen dennoch immer noch erbitterten Widerstand entgegensetzten. Endgültig besiegt wurden sie durch eine unerwartete europäische Waffe (die Pocken), die 1580 zwei Drittel der noch übrigen Indianer dahinraffte. Zum Ende des 16. Jh's war die Mehrheit der Indianerstämme einfach ausgelöscht. V., nicht reich an Bodenschätzen wie Mexiko oder Peru, wurde zur vergessenen Provinz .
Die Kolonialherrschaft dauerte bis 1814. Anfang des 19. Jh's begannen die Unabhängigkeitskriege.
Nicht angetastet wurden die gesellschaftlichen Strukturen, wonach die Blancos die Elite im Land stellten und die Farbigen von allen Machtpositionen fernhielten. Venezuela war zwar seit 1814 freie Republik, das Wahlrecht der (männlichen) Blancos blieb aber an Landbesitz geknüpft. So ging die Kolonialzeit nahtlos in die Herrschaft der Großgrundbesitzer und Regionalfürsten (Caudillo's) über. Die Sklaverei wurde 1854 aufgegeben, da unrentabel, und (wie im Süden der USA) in Farmpächtertum (einer moderneren Form der Leibeigenschaft) umgewandelt.
1850 nach Zeiten des wirtschaftlichen Niederganges stürzten Liberale und Konservative das Land in einen 6-jährigen Bürgerkrieg über die Frage: Zentralregierung oder Föderalstaat. Die liberalen Föderalisten setzten sich schließlich durch, aber noch lange herrschten chaotische Zustände. Mit der Entdeckung des Erdöls Anfang des 20. Jh's katapultierte der neue Präsident Gomez Venezuela in das moderne Zeitalter.
Ergebnis: Eingeklauter Geldbeutel (Helmut) mit ca. 9000 Bolivares, einige Schnitte in Brigittas Hüfttasche (aber keine Verluste). Zum Abendessen blieben wir lieber im Hotel am Pool (auch nicht schlecht).
Wir fuhren weiter Richtung La Lagunillas. Hier gibt in einem See eine Unterwasserquelle ein stark salzhaltiges Wasser ab, das von einem Salzkocher an dieser Stelle geholt und gesiedet wird. Es wird angeblich zur Fermentierung von Kautabak verwendet, und nur noch in einem See in Afrika kommt dieses Salz ebenfalls vor.
Dann kamen wir an einer Zuckerfabrik vorbei - einer absolut vorsintflutlichen Anlage. Die einzige Maschine dient zum Quetschen des Zuckerrohres, der sirupartige Saft fließt in Bottiche, der Pflanzenrest wird in der Sonne getrocknet. Damit heizt man dann einen Brenner, der zum Einkochen des Zuckersaftes dient. Ist die Brühe dann stark eingedickt, gießt man sie in Holzrahmen, in denen der braune Zucker (mit jeder Menge Bienen und Wespen darin) in Brikettform trocknet - und dann so verpackt und verkauft wird ( cana de azucar )
Danach wurde es Zeit, zu Peters Haus in Tabay zu fahren. Wir wurden von seiner Frau Xinia (einer Caracena) herzlich begrüßt. Helmut und ich bewohnten ein sehr nettes Gartenhäuschen (bestehend aus Wohnküche, Schlafzimmer, Bad - alles klein, aber mit viel Liebe und Geschmack eingerichtet). Bei Xinia sollten wir die kommenden 3 Tage auch zu Abend essen (Helmut konnte am letzten Abend kein Essen mehr sehen).
Dazu passend kehrten wir mittags im ehemals altehrwürdigen Kloster Los Frailes - heute ein bekanntes Hotel-Restaurant, das auf der anderen Seite des Passes auf ca. 3500m Höhe liegt. Da wir hier zu übernachten trachteten, mieteten wir uns mit Peters Hilfe gleich für den nächsten Abend ein.
Auf der Straße Richtung Maracaibo ging es noch etwas höher hinauf - der Pico-Aguila-Paß liegt auf fast 4200m. Wir gingen noch 100 Höhenmeter zu Fuß zur Condor-Station. Man hat dort 6 Condore aus Peru ausgesetzt, den 7., der noch zu jung ist, kann man in einem riesigen käseglockenförmigen Käfig bewundern. Er heißt El Commandante . Wir überfielen auf vielseitigen Wunsch noch einen Laden für Andenprodukte - und kauften fast alle eine Hängematte.
Am Abend wollte Xinia ein Fest veranstalten, aber angesichts unserer sichtbaren, aber zufriedenen Müdigkeit aufgrund der unerwarteten Wanderung in der Höhe hat sie uns leider gar nicht gefragt - und die Musiker wieder abbestellt. So mussten wir wohl oder übel selber singen - mit Peter als Musiker auch kein Problem.
Erste Regel im venezuelanischen Straßenverkehr: Wenn Dir einer auf Deiner Spur entgegen kommt, musst Du bremsen!
Am Nachmittag kamen wir in Los Frailes an - die Zimmer waren ja schon bezahlt - genossen die traumhafte Kulisse, später ein Polar in der Bibliothek, dann ein Abendessen im großen Saal, und zuletzt einen Cacique im Kaminzimmer.
Auf dieser Fahrt durch alle Klimazonen fuhren wir über Sto. Domingo, Barinitas nach Barinas (unten), ab dann immer am Rand der Llanos und in Sichtweite der Berge Richtung Norden bis Acarigua/Araure.
Wir kamen an den Toren großer Haciendas vorbei, manchmal waren auch Teile einer Rinderherde zu sehen; zum Verweilen hatten wir leider keine Zeit bzw. andere Pläne. (Die Llanos sollen besonders reich an Vogelarten und exotischen Tieren sein.)
Noch ein Wort zu den Straßen: Man musste überall auf große Schlaglöcher gefasst sein, die zu übersehen die Achse kosten konnte. Das war leider auch auf den Schnellstraßen und Autobahnen, obwohl die soweit ganz ordentlich waren, nicht auszuschließen.
Nachdem wir nach einigen Mühen (Fragen in Barquisimeto und danach an einer Tankstelle) den richtigen Abzweig nach Coro gefunden hatten, war es früher Nachmittag. Bis Coro würden wir es wohl nicht mehr schaffen.
Im Reiseführer lasen wir von dem deutschsprachigen Hotel Los Falcones in Curimagua, einem kleinen Ort in den Bergen vor der Küste, das als Ausflugsziel bei vor der Hitze flüchtenden Coroanern beliebt sein soll....
Wir kamen allerdings von Süden, die Straße war, einmal von der Durchgangsstraße abgezweigt, in katastrophalem Zustand, zumal sie die letzten km als ausgewaschene Sandstraße durch ein Naturschutzgebiet führte. Es war auch schon längst dunkel, bis wir gegen 20. 30 das Hotel erreichten, ein heruntergekommenes Ausflugslokal des ebenfalls ziemlich heruntergekommenen ehemaligen niederländischen Entwicklungshelfers Hans. Im Moment war uns alles recht.
Wir machen einen kurzen Abstecher zum Sanddünen-Nationalpark auf der
Halbinsel Paraguana, beschließen dabei kurzerhand, umzudrehen, noch
ein bisschen die Altstadt zu besichtigen, und dann nichts wie weg.
Es ist einfach zu heiß hier!
Wir fahren weiter nach Chichiriviche, einem bekannten Touristenort
an der Küste Richtung Caracas, wo wir uns in einem 3-Sterne-Hotel
einmieten.
Auf dieser Strecke war es auch, dass wir an einer Alcabala um Brigittas Sonnenhut erleichtert wurden. Der Polizist hielt uns auf uns lenkte uns ab, so dass ein bereitstehender Junge von ca. 11 Jahren unbemerkt durch das Autofenster greifen konnte - und da lag der Sonnenhut.....
Wir checken bald ein, da wir hinter den Schaltern im duty free-Bereich ein reichhaltiges Angebot an Läden und Bar's erwarten. Dort wollen wir unsere letzten Bolivares in Polar umsetzen - ein letztes Mal - und das versprochene Fläschchen für den Bernd erwerben. Aber daneben: Das einzige Lokal ist geschlossen, in der einzigen Milchbar wird kein Bier ausgeschenkt, Rauchen darf man auch nirgends, kein Polar mehr aufzutreiben, ich bin mehr als enttäuscht ..... Der duty-free-Laden ist auch ziemlich kärglich bestückt, aber immerhin können wir dort eine 3-Liter-Schachtel des guten Cacique-Rums für den Liter ca. 4,50 DM erwerben.
Unser Flug geht dann um 21.30 Uhr - und ist, wie diese Nachtflüge halt sind - besch.....
So, das war's. Jetzt erst mal heim und dann den jet-lag verkraften..... Wieder mal nimmt man/frau sich vor, sich das so schnell nicht mehr anzutun. Bis zum nächsten mal.....