USA

USA, April/Mai 1993- Kalifornien und der Mittelwesten

vom 26.4. - 29.5.1993. Eine Reise von Helmut, Monika und Thomas, aufgeschrieben von Monika im Sommer 1993
Bilder gibt's später hier im Fotoalbum.

Unser Reisetagebuch

26.04.: Montag Start am frühen Nachmittag vom Flughafen München-Erding.
Wir flogen über England, Grönland, arktisches Gebiet, über Kanada weiter in Nord-Süd-Richtung in
die USA ein und runter bis Los Angeles. Man konnte arktisches Eis, die Hudson Bay, den Mono-Lake erkennen...
Ankunft ca. 18 Uhr in Los Angeles International Airport.
Durch ein Missverständnis hatte die Fr. Sauerwein vom Reisebüro kein Hotel für uns gebucht. Wir suchten uns an der Übersichtstafel am Flughafen ein Day's Inn in Flughafennähe, von wo man uns auch abholte. Thomas und Helmut holten gegenüber im Liquor Shop die ersten Bierdosen, die wir auf dem Balkon vor Thomas' Zimmer leerten, bevor wir müde von 14 Std. Flug ins Bett sanken.
27.04.: Dienstag Tel. meldeten wir uns bei "Cruise America", die uns mittags abzuholen versprochen.
Also erst einmal Frühstücken. Ich erwischte ein in Ei getauchtes und dann gebackenes Weisbrot (french Toast), das wider Erwarten gar nicht so schlecht schmeckte (ein bisschen süß halt). Dann machten wir einen Spaziergang durchs Viertel, wobei wir in einem Klamotten-Supermarkt (K-Mart) Wanderstiefel (12 $ meine), Jeans (für Helmut) etc. erwarben. Dann machten wir Bekanntschaft mit dem ersten mexican fast food (Tacos, Bohnenpampf etc.).

Um 13 Uhr holte uns der Kleinbus des Wohnmobilvermieters ab und brachte uns zu Cruise America, L.A., in Anaheim, wo wir zunächst der Dinge harrten. Nach längerem Warten und viel Papierkram (wir verlängerten um 3 Tage) kam der große Moment der Übernahme. Oh Schreck, ich will sofort einen VW-Bus! Der Winnebago erschien uns so groß wie ein Laster! 23 Feet (= 6,90m) lang war er allemal (wie wir später noch feststellen sollten). Und man saß so hoch wie in einem Laster, sah links und besonders rechts nichts mehr (wo ist unsere Spur, kommt rechts einer etc.)... Und der arme Helmut musste als erster fahren, weil er schon mal in L.A. Auto gefahren war und beim Bund in einem Laster gesessen hatte (oder so ähnlich..).

Eine nervenaufreibende erste Fahrt begann. Dieses Biest beschleunigte unerwartet gut, dafür schob die ganze Kiste beim Bremsen gewaltig nach. Wir kamen zufällig auf die richtige Stadtautobahn, die uns (immer geradeaus - Abbiegen ging noch nicht) auf den Freeway (15) und in die Mojave-Wüste brachte.
Wir waren ca. 18 Uhr losgekommen und fuhren noch so 2 Std. in Richtung Las Vegas bis kurz hinter Barstow, wo wir rechts runter vom Freeway in Desert Springs auf dem ersten Campground mit full hookup (gleich zum Andocken-Üben!) hielten. So ein richtiger Ort war da eigentlich nicht, aber wohl eine Firma und irgendwo in der Nähe schien auch eine Army-Base zu sein. Da war auch nur eine einzige Kneipe (Bar) und da drin standen die Einheimischen um zwei Billard-Tische. Die Army-Leute saßen weiter hinten und spielten Dart mit elektronischer Wurfscheibe und Anzeige. Ich aß den ersten Taco-Salad (Salat mit pikant gebratenem Hackfleisch, Käse und Chips aus Maisteig mit Salsa zum Tunken). Jedenfalls wurden wir satt und interessant zum Zuschauen war's auch.

28.04.: Mittwoch Heute war ich dran mit Fahren und zum Üben fuhr ich gleich auf die andere Seite des Fwy zur Ghosttown Calico. Wir spazierten durch die touristisch aufgemachten Überreste einer alten Silbermine in den kahlen, dafür farbenprächtigen Hügeln (Erze, Mineralien). Bevor wir uns nun wieder auf den Weg machen konnten, kehrten wir zur Jausen noch mal in der Kneipe von Desert Springs ein. Dort waren in etwa die selben Leute wie gestern Abend mit auch in etwa derselben Beschäftigung. Wir warfen wieder etwas mexikanisches fast food ein, um dann endlich auf den Fwreeway Richtung Las Vegas zurückzukehren.

Die Straße führt voll durch die Mojave-Wüste, es ist heiß, staubig, karstig - Wüste halt mit so netten Namen wie "Devil's Playground" etc. Wir kamen am Abzweig nach Death Valley N.M. vorbei, ein Wüstental (z.T. bis 90 m unter dem Meeresspiegel, daneben 2000m-hohe Berge), in dem bereits im Mai Temperaturen über 40 Grad herrschen. Wir hatten bei Cruise America unterschreiben müssen, mit dem Mobilhome nicht ins Death Valley zu fahren - wahrscheinlich haben sie Angst, die Dichtungen könnten schmelzen.
Wir bogen dann bei Mountain Pass vom Fwy in die Wüste ab, überquerten die Grenze zu Nevada, und fuhren über Searchlight und Boulder (Einkaufen im Supermarkt) nach Las Vegas, KOA-Platz für 28 $, wo wir zum ersten Mal im Winnebago kochten und den Abend auf den Platz verbrachten.

29.04.: Donnerstag Mittags in der größten Hitze liefen wir ein Stück die Ausfallstraße nach Las Vegas hinein, holen uns den ersten Sonnenbrand (Thomas kauft sich einen Hut). Wir beschließen, den heißen Tag am Pool des Campgrounds zu verbringen.
Um 18 Uhr fahren wir mit dem KOA-Shuttle auf den Sunset-Strip, wo wir 7,5 Miles lang ein Casino-Hotel nach dem anderen und eines gigantischer, auffallender, protziger als das andere besichtigen können. Innen in den Spielhallen dann reihenweise tausende und abertausende "einarmige Banditen", an denen die Hausfrauen und Rentner Amerikas den Traum vom Glück doch noch zu erzwingen suchen. Eine triste Vorstellung! Daneben muten die Spielrunden an den Black-Jack- und Roulette-Tischen fast heiter-frivol an; da sieht man auch die "echten" Spielertypen. Es gibt da drin auch wandgroße Bingo-Spiele und Wetten beim Pferderennen. Mich hat die Atmosphäre nicht zum Spielen verleiten können, eher im Gegenteil!

Las Vegas tut alles, um Leute anzulocken. Dazu gehören billige Wochenendtrips mit Bus oder Flugzeug von überall her , günstige Hotelpreise, teils spottbillige Dinner-Büffets, und Show's mit Weltstars für 10 $, die woanders nicht bezahlbar wären. Der Bundesstaat Nevada, Größe etwa alte BRD, 1,2 Mio Einwohner, lebt scheinbar vom Glücksspiel, das nur hier erlaubt ist. Und Las Vegas, die Spielerstadt in der Wüste, lebt nicht schlecht.

Der ganze Sunset Strip ist abends voll buntem Licht der Reklametafeln und sonstigen gags. Ein Wahnsinn! Wir liefen die 7,5 Meilen fast zum Ende, besuchten das "Miracle" mit den weißen Tigern von Ronny und Roy, und einem für 10 $ hier teuren, aber sehr gutem Dinner-Büffet. Danach fuhren wir mit dem Taxi zum KOA zurück, da wir den Shuttle um 15 Minuten versäumt hatten (wir hatten die Länge des Strip unterschätzt).

30.04.: Freitag Weiter nach Südosten wieder über Boulder, am Lake Mead (der südlichste Stausee des Colorado-River) entlang, über den Hoover Dam (ab hier sind wir in Arizona) in Richtung auf das Colorado-Platteau. Bis Kingman geht's noch voll durch wüste Landschaft, dann steigt das Gelände langsam an, wird grüner, bis saftige Weiden ein ganz neues Bild ergeben. In Williams geht das Bähnle ab zum Grand Canyon (Fahrtzeit ca. 3 Std.), wir holen dort Informationen und fahren dann über Fallstaff und durch grüne Wälder, bis wir die Straße von Williams kreuzen. Dort übernachten wir noch einmal kurz vor dem Gr.Canyon.
01.05.: Samstag Leeren der Abwasser-Tanks an der Dump-Station. Danach ca. 30 Meilen bis Gr. Canyon Village durch Wälder, die an alte Trapper-Geschichten erinnern. Ein erster eindrucksvoller Blick vom Mather Pt. auf den Grand Canyon National Park. Einen Standplatz auf dem Campground zu bekommen ist vormittags kein Problem. Nachmittags gehen wir den South Rim (Südrand, Höhe ca. 2000 - 2200m) entlang die einzelnen View Points ab bis Hopi Pt. Zum Sonnenuntergang finden wir uns mit anderen staunenden Besuchern auf einem View Pt. ein, bauen schnell das Stativ auf, um diesen Höhepunkt gebührend zu genießen. Dann wird's ziemlich kalt, man merkt die Höhe. (Das North Rim ist mit 2400m noch höher, und erst ab Mitte Mai bis Ende Okt. offen.) Essen im Schnellrestaurant, früh in die Koje, weil wir morgen absteigen wollen.
02.05.: Sonntag Wir schlafen alle drei zu lange, bis 8 Uhr, trotzdem machen wir uns auf den Bright Angel Trail auf nach unten. Nach 7km und 1000 Höhenmetern kommt ein Plateau - Indian Garden mit Wasser und Schatten. Helmut geht noch 2 km weiter bis zur Kante. Dort fällt der Fels nochmal 5oom steil ab, und dort unten fließt dann der Colorado.
Der Gr. Canyon ist eine erdgeologisch relativ neue Erscheinung. Vor ca. 60.000 Jahren hat das Colorado-Plateau begonnen sich zu heben (und hebt sich heute noch), in das sich der Colorado eingeschnitten hat. Das Gestein ist weicher Sandstein, dem diverse Mineraleinschlüsse zu der bekannten Farbpalette verhelfen. Angeblich wiederholt sich diese Erscheinung bereits zum 2. Mal, d.h., die Erhebung des Plateau's wurde bereits einmal vollständig wieder abgetragen.
Für den Wiederaufstieg brauchen wir 3 1/2 Std., wir sind froh, nicht zu einer heißeren Jahreszeit hier zu sein!
In Ermangelung von entsprechenden sanitären Anlagen auf dem Camp benützen wir zum ersten und letzten Mal die wohnmobileigene Dusche (dick darfst nicht sein!) und traben dann - müde und hungrig - wieder ins Schnellrestaurant. Um 10 Uhr liegen wir in der Koje.
03.05.: Montag Nach dem Frühstück und Abdocken fahren wir zur Wäscherei. Nach gelungener Tat ziehen wir uns in Gr. Canyon Village noch den Gr.C.-Imax-Film rein (danach ist uns leicht schlecht), fahren dann den South Rim East entlang, ein letzter Blick vom Desert View Pt., dann weiter in die Painted Desert (hier beginnt sehr bald die Navajo-Indian-Reservation, eines der größten Reservate im Mittelwesten mit eingeschlossenem Hopi-Reservat, ich hab' da an einem Stand Indianerschmuck gekauft) über Cameron und Tuba City zum Navajo-N.M. (Camping site free). In Tuba City waren wir in einem Supermarkt, in dem es nicht mal Bier gab. Es ist nämlich verboten, im Reservat Alkohol zu verkaufen (obwohl in dem amerik. Bier eh' kaum Alkohol drin ist), um den Alkoholismus vieler Indianer zu bekämpfen. Um die eigentlichen Ursachen kümmert sich natürlich niemand. Auch daran wird klar, dass die Stellung der Indianer in den USA immer noch sehr durch Unterdrückung, Verleugnung ihrer Rechte und Unverständnis gekennzeichnet ist (im Gegensatz z.B. zu Kanada).
04.05.: Dienstag Wir besichtigen das Museum, sehen eine Multimedia-Show über die Anasazi People, ein frühes Indianervolk, das in der Gegend des Colorado-Gebietes sesshaft war und als Ahnen der Hopi gilt. (Die Navajo's, und auch die Apachen -ein Wort der Navajo-Sprache, das "Feind" bedeutet, sind erst viel später von Norden her eingewandert.)
Wir machen einen Rundgang zum Canyon, wo man die "Betatakin Ruins" sehen kann.
Mittags fahren wir dann weiter zum "Monument Valley" , ein ebenfalls von den Indianern verwaltetes Gelände. Dort bläst der Ausläufer eines Sandsturms, der reicht aber schon aus, dass der rote Sand fast waagrecht daherkommt, und das Verlassen des Autos eine sandige Angelegenheit wird. Im Parkgelände rät man uns wegen des starken Winds von der Rundtour mit dem Winnebago ab, da die Straße sehr schmal und z.T. recht nah am Felsen führt.
Wir fahren also die Durchgangsstraße weiter bis Mexican Hat, dort sind wir zwar in Utah, aber nicht mehr im Res., d.h., wir bekommen wenigstens Bier und die Auskunft, dass der Sandsturm morgen nachlassen soll.
Vom Camping Goulding Trading Post haben wir zum Trost einen schönen Blick auf die roten Felszähne, die da im Flachen herumstehen und das "Monument Valley" seit dem Western " Stage Coach" so bekannt gemacht haben.
05.05.: Mittwoch Da wir noch viel vorhaben, fahren wir bei nicht wesentlich besserem Wetter durch das M.V. zurück, nehmen dann den Abzweig nach Page, dort über den Glen Canyon Dam, der den Colorado zum Lake-Powell-Stausee staut, bis Canab im Bundesstaat Utah.
Von dort machen wir einen Abstecher zum "Coral Pink Sand Dunes Park". Auch hier, wie in jedem National oder Regional Park oder National Monument, gibt es einen Ranger, der die Einhaltung der Vorschriften im Naturschutzgebiet überwacht.
Beim Eingang zum "Zion N.P." müssen wir 10$ extra zahlen, weil wegen unserer Höhe (you are oversized) die 2 Tunnels für den Gegenverkehr gesperrt werden müssen. Ausserdem sind wir mal wieder nur knapp vor der nächtlichen Schließung um 20 Uhr reingekommen. Drin ziehen wir auf den "Watchman-Campground", mitten in der Natur.
06.05.: Donnerstag Heute haben wir lange geschlafen, dann machen wir uns auf, den Canyon zu erkunden. Bei geringerem Wasserstand kann man wohl weit am Flusslauf entlang den Zion hinauflaufen (das soll sehr schön sein, sagt der Reiseführer), wir müssen draußen bleiben, weil die Schneeschmelze noch nicht lang vorbei ist. Außerdem holen wir uns einen Strafzettel über - schluck - 25$, weil wir nicht wussten, dass die Kiste 23 feet lang ist, und da, wo wir standen, waren nur 21 feet erlaubt. That's life...
Wir liefen dann noch den Emerald Pool Trail zu einem Wasserfall mit drei Stufen hoch, ein erbaulicher Weg mit vielen blühenden Pflanzen am Wegesrand.
Abends gaben wir uns zum ersten Mal einer amerikanischen Sucht hin: Wir machten ein großes Lagerfeuer, grillten unsere Steaks darauf, und saßen noch lang vor den Flammen.....
07.05.: Freitag Nach gemütlichem Frühstück in der freien Natur geht's wieder raus aus dem Zion (d.h. wieder von den Rangers durch die Tunnels schleusen lassen - diesmal sind wir aber eine ganze Reihe von "oversized mobilhomes"). Weiter geht die Straße durch grünes Farmland, steigt langsam an auf das nächste Plateau.
Kurz nach der Abbiegung zum Bryce Canyon stehen links die tiefroten Türmchen des - tja wie auch - "Red Canyon". Wir halten an und steigen in dem bröckelnden Tennisplatzsandstein rum. Dann taucht rechts die "Hubbard Trading Post" mit Flugplätzchen und Eingang zum Bryce Canyon auf. A propos: Trading Posts sind alte Handelsstationen im wilden Westen, oft die ersten, die mit den Indianern Handel - wie sie das nannten - trieben.
Wir sind jetzt auf 2400m, und es ist saukalt hier. Vereinzelt liegen noch Schneereste rum, das Wetter macht auch nicht auf wärmer. Wir suchen uns einen Standplatz auf dem Sunset-Canyon-Ground, und fahren dann den "scenic drive" und die Aussichtspunkte ab. Nach einem kleinen Rundgang "for beginners" suchen wir Zuflucht im Winnebago, in dem es beim Kochen schön warm wird.
08.05.: Samstag Es ist immer noch kalt, ab und zu ein kleiner Graupelschauer. Wir ziehen uns dick an und machen uns auf den "Navajo-Trail"-Rundweg über "Queensgarden", und sind hellauf begeistert. Dieser Canyon - der nicht durch sich eingrabendes Wasser, sondern durch Erosion (Eis, Schnee, Regen) entstand, wirkt mit seinen grazilen Türmchen in hellem Ocker bis Rosa in immer neuer Zusammenstellung geradezu verspielt. Und es ist unübersehbar, dass der Zahn der kalten Winter (dieser war besonders schneereich) gewaltig an ihm nagt. Es soll hier übrigens auch noch Bären und Wölfe geben.
Weil's nicht wärmer werden will, fahren wir mittags weiter ostwärts über das nächste Plateau bis zu einem kleinen See mit "Recreation area" und wunderschön gelegenem Campingplatz kurz vor Escalante. Hier gibt es einen Lehrpfad zu den berühmten "Petrified Woods", versteinerten Baumstämmen, die teils meterlang erhalten in allen Regenbogenfarben leuchten. Ein Material ähnlich wie Bernstein, das die alten Anasazi für die Herstellung von Schmuck und Waffen benutzten.
Wir machen einen Abstecher in den Ort, der typisch ist für viele im Mittelwesten: Staubig, öde, fast die Hälfte der Häuser scheint verlassen. Zwei Tankstellen, ein Hardware-Store, und gegenüber noch ein Ramschladen, eine Eisdiele... Im Hardware-Store kaufen wir das beste T-Bone-Steak der Reise und ich noch Tabletten für den Hals (in den Regalen liegt - natürlich rezeptfrei - der Inhalt einer halben Apotheke). Wir hätten dort auch Waschmittel, Schrauben, oder eine Kettensäge bekommen - alles für den Farmer. Im Ramschladen gibt's Plastikblumen, Geschenkpapier, Sonnenbrillen ... Abends versuchen wir unser Steak auf der Feuerstelle zu grillen, aber starker Wind bläst die Hitze weg. In der Pfanne wird's dann - oh Wunder - auch sehr gut!
09.05.: Sonntag Wir fahren gemütlich weiter übers Plateau, kurz hinter Escalante wird's farbenfroh und sehr abwechslungsreich mit Canyons, Abbrüchen, Kurven - einmal geht die nicht gerade sehr breite Straße für ein kurzes Stück über einen Bergkamm, der gerade so breit wie die Straße ist.... Luftanhalten!! Wir kommen nach Anasazi.Indian.village, wo Ausgrabungen eines alten Anasazi-Dorfes zu besichtigen sind. Danach vorbei an Boulder (das 2. diesen Namens), in dessen Umgebung kilometerweit dicke runde schwarze Gesteinsbrocken noch heute vom Ausbruch des gleichnamigen Vulkans zeugen.
Die Straße steigt nun stetig an, zieht sich den Birkenpaß hinauf bis über die Baumgrenze. In der Ferne sehen wir die Schnee bedeckten Gipfel der Rockies - alles 4000er.
Mittagspause in einem trostlosen Nest namens Torrey an der Kreuzung mit dem Hwy Nr.24. Wir machen ein Photo mit der Fahne der USA Dann fahren wir weiter ostwärts.
Die Landschaft wird wieder rot - wir nähern uns dem "Capitol Reef N.P." Das ist ein dunkelroter Bergzug, dessen Flanken durch Erosion Türmchen und Säulen bildeten, die u.a. dem Capitol ähneln sollen. Dort suchen wir einen freien Stellplatz auf dem N.P.-Campground, dann fahren wir den "scenic drive" das Capitol Reef entlang bis ganz hinter zur "Capitol Gorge". Das letzte Stück ist keine befestigte Straße mehr, sondern ein sandiger Fahrweg, der über Rillen, Löcher, trockene Flußbetten führt. Der ungefederte (?) Winnebago krachte, schwankte und quietschte erbärmlich. Herbei, Geländewagenfahrer aller Münchner Vororte, hier seid ihr richtig!
Diese Schlucht ist nur im Sommer nach der Schneeschmelze begehbar und ihre Entdeckung kürzte den Weg nach Westen gewaltig ab, zumal auf halbem Weg in drei Gumpen Wasser zu finden ist. Der Weg war aber auch sehr gefährlich, da die hohen Felswände rechts und links bei Angriffen die Schlucht zu einer Falle werden ließen. Sie ist sogar mal mit Autos befahren worden in den 20ger Jahren.
Interessant ist auch, dass der Boden der Schlucht durch die tobenden Schmelzwasser jedes Jahr tiefer ausgefräst wird; davon zeugen Schriftzeichen mit Data um die Jahrhundertwende an den Wänden, die 2m über der heutigen "Schreibhöhe" angebracht sind.
10.05.: Montag In jedem Nationalpark gibt es ein Visitor-Center, in dem es Informationen über Geschichte, Land und Leute, Flora und Fauna der Gegend zu besichtigen gibt, dazu Bücher, Landkarten, Postkarten und Souvenirs zu kaufen. Sie sind oft gut aufgemacht und werden von Rangers (einem Mittelding zwischen Sheriff und Fremdenverkehrsagenten) betreut. Z.T. werden dort auch Diavorträge und Multimedia-Show's angeboten. Wir also rein ins hiesige Visitor-Center, dann fahren wir weiter durch Schluchten und Täler in eine graue Wüste im Tal des Fremont River bis Hanksville (Einkehren bei Stan's Burger, dahinter steht ein trauriger Bison im Gatter), biegen hier nach Norden ab und erreichen nach 50 Meilen den Fwy 70. Dem folgen wir nach Osten, um nach ca. 35 Meilen wieder runter vom Fwy nach Süden zu fahren. Wir überqueren den Colorado und kommen endlich nach Moab. Der Campingplatz scheint mehr ein Camp für Saison- und Wanderarbeiter und sonstige schräge Vögel zu sein. Nun ja, für eine Nacht kein Problem.
11.05.: Dienstag Vormittags ist der Campingplatz wie ausgestorben, die Leute sind wohl alle bei der Arbeit. Wir nützen die Gelegenheit : Waschtag und Kartenschreiben ist angesagt. Mittags fahren wir dann los zum Arches N.P.Schon am Eingang im Tal ist der Parkplatz und das Visitor-Center ungewöhnlich voll. Drinnen steht eine Tafel, auf der mit Kreide die Uhrzeit vermerkt ist, zu der heute bei den umliegenden Nationalparks der Campground belegt war. Schade! Gerade der im Arches N.P. wäre besonders schön gelegen gewesen!
Wir fahren dann die 30km der Panorama-Straße bis zum Ende. Von hier aus machen wir uns zu Fuß auf den sehr abwechslungsreichen Trail (Devil's Garden) zu ca. 10 arches. Diese steinernen Naturbögen und Brücken sind durch Wind- und Kälteerosion (Absprengungen der weicheren Gesteinsarten wie Sandstein) entstanden. Irgendwann wurde der Felsbrocken an einer Stelle so dünn, dass ein Loch entstand. Dieses wird immer größer, aus dem Fels wird eine Brücke. Die größte ist 89m lang, eine hat an ihrer schmalsten Stelle nur 30cm Durchmesser. In der Abendsonne stehen sie malerisch und imposant in der Landschaft.
Als wir nach Einbruch der Dunkelheit nach Moab zurückkommen, ist es auch dort ziemlich voll, und nur mit Mühe finden wir noch einen freien Standplatz für den Winnebago. Es ist inzwischen ziemlich spät geworden; wir gehen essen, damit es schneller geht. Danach wissen wir wieder, wie das mit der amerikanischen Küche so ist...
12.05.: Mittwoch 8 Uhr Aufstehen, 9 Uhr Abfahrt: Wir fahren heute in die Canyonlands und zum Dead Horse Pt. Diesmal sind wir nicht zu spät dran für einen Platz auf dem Campground des Nationalparks. Wir erledigen die Formalitäten, und dann fahren wir hinein in die Canyonlands und zu diversen View Points. Kurzer Rundgang in der Mittagshitze zu einem Ausblick auf einen fahlbeigen Kegel, von dem niemand weiß, wie er da hingekommen ist.
Nach dem Abendessen hetzen H. und ich schnell zum Dead Horse Pt., dem grandiosesten
Ausblickspunkt seit dem Grand Canyon, und fotografieren bei den letzten Sonnenstrahlen die unter uns liegenden Coloradoschleifen ( in der Ferne der Zusammenfluß mit dem Green River). Der Name Dead Horse Point kommt aus der Zeit, als man dort Mustangs jagte. Eine günstige Stelle, da die die Verbindung zu den Canyonlands an einer Stelle nur 12 m breit ist. Man trieb eine Mustangherde hinein, schloß an der schmalen Stelle ein Gatter, und fing die ein, die man haben wollte. Die übrigen wurden üblicherweise wieder freigelassen, aber einmal vergaß man, das Gatter wieder zu öffnen, und so sollen über 200 Tiere verdurstet sein. Kein Drama, denn Mustangs galten als minderwertig, aber der Ort hatte seither seinen Namen.
Wieder zurück auf dem Campground hätten wir die absolute Stille genießen können, wenn nicht bei einem Mobilhome in der Nähe ständig die Klimaanlage gelaufen wäre.
13.05.: Donnerstag Wir verlassen nun das Colorado-Hochplateau endgültig, fahren zurück über Green River (auch so ein trostloser Ort) und entlang der Wasatch Range nach Norden. Die Gegend ist ziemlich verlassen, nur der Kohleabbau schein noch betrieben zu werden. Provo ist wohl die typischte Stadt Utahs, so sauber, ordendlich, clean ist sonst keine. Wir nächtigen am Utah Lake im State Park (auch eine Art recreation aerea).
14.05.: Freitag Über die letzten (und höchsten) Ausläufer der Wasatch Range (der Mount Timpa-nago ist 3581m hoch, die "Schweiz von Utah" ein bekanntes Skigebiet), kommen wir nach Salt Lake City, der Hauptstadt von Utah, dem Mormonenstaat. Dort befindet sich auch deren größtes Heiligtum, der Tempel, der auf wahre Mormonen eine Anziehung hat, wie Mekka auf wahre Muslime.
Wir besichtigen den Temple-Square, wo außer besagtem Tempel die Gebäude auch Besuchern offen stehen. Nur "guten" Mormonen mit einem Empfehlungsschreiben ihres Gemeindeoberhauptes wird der Eintritt gestattet zum einzigen Ort, an dem z.B. die "ewige Ehe" geschlossen werden kann.

Mormonen glauben an ein weiteres Buch der Bibel, das ihrem Religionsstifter Mitte des 18 Jh. von einem Engel gebracht worden war. Die moralische Strenge ihrer Gesetze erinnert stark an die Calvinisten; so ist ein guter Mormone stets auch ein wohlhabender Mormone, da Gott seine wahren Diener mit einem dicken Konto belohnt. Die bekannte "Vielweiberei" entstand erst Ende des letzten Jh. auf dem Weg durch den Westen, wohin sich die nirgends gern Gelittenen in mehreren Trecks aufmachten, denen sich viele anschlossen. Gerade für Frauen war - so wird berichtet - diese Form des Zusammenlebens durchaus positiv, da es viele Wittwen gab im Wilden Westen, die dort auf sich allein gestellt kein leichtes Leben hatten. Daneben musste ein mormonischer Patriarch nachweisen, dass er die Knete hatte, die Frauen zu ernähren.
In den 20ger Jahren dieses Jh. haben die Obermormonen die Vielweiberei offiziell abgeschafft, da Utah sonst nicht in den Staatenbund USA aufgenommen worden wäre. Es soll noch fundamentalistische Enklaven geben.
Utah hat ungefähr die Größe der alten BRD und ca. 1,8 Mio Einwohner (soviel wie Hamburg), davon sind 75% Mormonen. Nach den USA ist allerdings die BRD der Staat mit den meisten Mormonen unter der Bevölkerung. Sie fallen meistens auch nicht so auf mit den dunklen Anzügen und den kleingeblümten Siedlerfrauen-Kleidern, wenn sie nicht wie hier in Massen auftreten. In S.L.C. gibt es ein eigenes Mormonen-Kaufhaus, das ZCMI, wo die typische Bekleidung für teure Dollars erstanden werden kann.
Eine weitere Besonderheit ist die Nachtaufe: Verstorbene Familienmitglieder kann man nachtaufen lassen, wodurch die Ahnenforschung eine besondere Bedeutung erhält. In SLC soll es das weltweit umfangreichste Archiv mit allen verfügbaren Ahnentafeln und Stammbäumen aus allen Teilen der Welt (China und das Gebiet der ehemaligen UdSSR eingeschlossen) geben; es ist auch Nichtmormonen zugänglich. Leider waren wir am Wochenende dort, so dass ein Test ausfallen musste.
Am einschneidendsten - für Nichtmormonen - ist deren Glaube an den baldigen Weltuntergang. Mehrere Termine sind bereits ungenützt verstrichen, so dass man sich jetzt nicht mehr festlegt, aber eine auf die Zukunft nachfolgender Generationen ausgelegte Energie- und Umweltpolitik ist dennoch für sie sinnlos. Da sie in USA wirtschaftliche Macht haben, werden derartige Glaubenssätze entscheidungsrelevant für Unternehmen und die Politik (der Innenminister des ehem. Präsidenten Bush war bekennender Mormone!).

15.05.: Samstag Wir fahren noch einmal zum Square (jetzt sehen wir dort viele Menschen mit Hochzeitskleidern, die die ewige Ehe eingehen wollen) und zum Capitol, dem Regierungssitz des Bundesstaates Utah. Dann verabschieden wir Thomas, der von hier aus mit dem Zug (Amtrak) direkt nach San Franzisko fahren wird.

Wir nehmen die Interstate 80 Richtung Reno, die erst mal kilometerweit am Great Salt Lake entlang führt. Die Fahrbahnen laufen teilweise durchs Salzwasser, dann durch die gleißenden festgebackenen Salzflächen der Great Salt Desert (das Zeug ist so hart, dass man darauf Hochgeschwindigkeitsrennen fährt) mit allmählichem Übergang in wüstenhaftes Steppengelände. Gleich nach der Grenze zu Nevada steht wieder das erste Spielkasino. Die I-80 führt weiter durch die Einöde, nur unterbrochen durch kleine Orte an der Autobahn, die überwiegend aus Kasinos und Tankstellen bestehen. Ab heute sind Helmut und ich allein mit dem Winnebago. Wir kommen bis Winnemucca, wo uns der Name zum Übernachten bewegt.
16.05.: Sonntag Weiter die I-80 durch die Berge und die Wüste von Nevada bis Reno, der zweitgrößten Ansammlung von Spielbanken nach Las Vegas. Sogar hinter den Kassen der Supermärkte stehen Spielautomaten, an denen Hausfrauen den letzten Cent verspielen.
Reno ist eine größere Stadt, aber die Hauptstadt von Nevada ist Carson City, ein kleiner Ort kurz vor dem Lake Tahoe, einem riesigen blauen 500m tiefen Gebirgssee, der überwiegend bereits wieder in Kalifornien liegt. Es ist kühl hier, der See liegt ca. 1900m hoch mitten in der Sierra Nevada. Die umliegenden Passstraßen gehen alle bis auf 2250m hinauf.
Wir übernachten auf einem staatlichen Campground mitten in einem Pinienwald, wo aber Feuermachen keineswegs verboten ist. Und beschließen, von hier aus gleich an die Nordcalifornische Küste aufzubrechen, statt, wie geplant, noch den Yosemite-N.P. "mitzunehmen". Zum einen, weil wir vom Osten her den Tioga-Paß nehmen müssten (3200m hoch, vielleicht ist er noch gesperrt, und ob das mit der Kiste sein muß?) und der ganze Yosemite ziemlich hoch liegt, zum andern, weil wir uns nach Meer und Wärme sehnen.
17.05.: Montag Also verlassen wir heute (nachdem der Ranger um 8 Uhr morgens wie üblich seine 7 Dollar kassiert hat) die Sierra Nevada über den Echo Pass in Richtung Sakramento, durchqueren die Hauptstadt von Kalifornien in Richtung Nord-West, fahren kurz durch das Sacramento-Valley, dann dem Flusslauf des Cache Creek (östlich vom bekannten Napa Valley; diese tiefgelegenen Gegenden sind durch die Sierra Nevada im Osten und die Coast Range im Westen geschützt, feuchtwarm, fruchtbar - hier befinden sich Kaliforniens berühmteste Weinlagen) bis zum Clear Lake und Bluewater Lake folgend - ersterer ein Freizeitsee mit kleinen, fast südeuropäisch anmutenden Orten und schweizerischen Ortsnamen.
Bald verlassen wir die fruchtbaren (aber auch dampfigen) Tallagen; die Straße steigt wieder an - wir durchqueren das "Redwood Empire" der Coast Range. Dieser Gebirgszug zieht sich die gesamte Nordkalifornische Küste entlang, z.T. fällt er steil ins Meer ab. Er ist dicht bewaldet, und hier wachsen die berühmten Redwoods, riesige Bäume, die ein hohes Alter sowie dann eine Höhe bis zu 100m und einen beachtlichen Umfang erreichen können - wenn sie nicht vorher geschlagen werden. Geschützt sind sie nur in wenigen Nationalparks, das rötliche Holz ist begehrt und immer noch Haupterwerbszweig der Gegend. In Fort Bragg (einem alten Kriegshafen) liegt der Geruch verarbeiteten Holzes in der Luft.
Wir beziehen einige km südlich bei Caspar Beach einen Campground, den ein Schweizer betreibt. Das Wetter ist grau und alles andere als warm.
18.05.: Dienstag Wir besuchen Mendocino, den legendären Ort der Hippie-Zeit; einige sind dort hängengeblieben und versuchen sich als Künstler. Der Ort schein nicht arm zu sein, ist voller Blumen und Boutiken, wirkt freundlich und offen.
Direkt an der Küste ist`s gut windig. Übrigens kann man von Mendocino aus vorbeiziehende Wale sehen - wenn welche da sind. Wir haben keine gesehen, die ganze Küste entlang nicht, wahrscheinlich ziehen die hier zu anderen Jahreszeiten vorbei. Das Wasser des Pazifik kommt mit einem Nordmeerstrom von Alaska und ist das ganze Jahr über saukalt. Irgendwie war das nichts mit unseren Vorstellungen von kalifornischer Sonne und dem Wetter hier an der nordkalifornischen Küste - es war das schlechteste der ganzen Reise!
Wir sind dann noch ein wenig in der Gegend herum gefahren, haben die wenigen öffentlichen Zugänge zur Küste erkundet, dann noch einmal hinauf nach Fort Bragg. Hier wollten wir sogar einen Ölwechsel vornehmen lassen - nach 3000 Meilen war das vorgeschrieben. Aber wir fanden keinen Mechaniker, der sich mir unserem Winnebago auskannte - oder dessen Garageneinfahrt hoch genug war (wegen des Windes konnten sie's nicht im Freien machen.....).

Abends kamen wir mit unseren schweizer Nachbarn ins Gespräch . Sie waren bereits 20 Monate auf Weltreise und wollten nächsten Monat nach Hause zurückkehren. Sie erzählten von der Transsib, Japan, Bali, Australien, Neuseeland, Chile, Argentinien, Miami, und seit 2 Monaten waren sie im Mittelwesten. Jetzt hätten sie zu gut deutsch die Schnauze voll, auch von den Ami's (ein sooo kleines Hirn!!!), sie wollten nur noch nach Hause. Nach 21 Monaten eigentlich verständlich. Der Spaß hat sie dann jedeN ca. 50 000,-Fränkli gekostet.
19.05.: Mittwoch Wir schaukeln die Küste langsam südwärts, es regnet, die Wolken hängen z.T. bis tief in die Coast Range hinunter, die Sicht ist entsprechend. Unterwegs geht uns auch noch der Sprit aus, und der arme Helmut muss im Regen zum nächsten Ort laufen, der - oh Freude - eine Tankstelle hat. 2 verwegen aussehende Gesellen fahren ihn und einen verbeulten Kanister auf der Ladefläche eines alten Dodge zu mir zurück, die ich im trockenen Wagen sitzengeblieben war.
Einmal schlängelt sich der berühmte Hwy Nr.1 auf schmalen Bergsträßchen Kurve um Kurve die Hänge der Coast Range hinauf hinein in die Wolken, das war absolut nervenaufreibend zu fahren mit dem Winnebago.
Irgendwie schaffen wir es, nicht abzustürzen, oder den Gegenverkehr zu rammen, und kommen bis Bodega Bay, wo wir einen C. auf der langen Landzunge mit Pazifikblick finden. Leider ist es immer noch grau und nebelig, so dass wir kaum die Lichter der Krabbenfischer erkennen können.
Es ist der vorletzte Abend im Winnebago.
20.05.: Donnerstag Wir fahren weiter südwärts die Küste entlang - das Wetter ist wieder etwas freundlicher - und besuchen die Redwoods im "Muir Woods N.M.". Das sind schon fantastische Gewächse!
Weiter geht's bis kurz vor S.F., wo wir gleich neben dem berühmten Fwy 101 mitten im Industriegebiet auf einem geteerten Hinterhof den häßlichsten und teuersten C. der ganzen Reise (aber das Bad war toll gefliest - für US-Verhältnisse!) aufsuchen, um morgen rechtzeitig zur Abgabe des Winnebago in Oakland zu sein.
Abends fahren wir das erste Mal über die Golden Gate Bridge nach San Franzisko hinein und haben das Glück, in einem Motel noch ein Zimmer für das Wochenende reservieren zu können. (Am Wochenende kommen auch viele Ami's nach S.F., da ist alles ausgebucht.) Auf der Rückfahrt machen wir Nachtaufnahmen von der Golden Gate und S.F. vom Vista Pt. nördlich der Brücke aus.
21.05.: Freitag Früh aufstehen, den Winnebago noch kurz auskehren, die Reste einpacken. 9 Uhr Abfahrt zum Motel das Gepäck ausladen. Dann weiter über die Doppelbrückenautobahn (die beim letzten Erdbeben zusammengefallen war) rüber nach Oakland, wo wir die Cruise-America-Station schon beim 2. Anlauf finden.
Thomas ist auch hingekommen. Es gibt etwas Ärger wegen der Verlängerungstage; als der behoben ist, fahren wir drei mit der BART-Bahn (unter der Bay durch) zurück nach S.F., wo wir als allererstes ein Muni-Ticket erstehen. Für 10,-Dollar kann man/frau damit 3 Tage lang kreuz und quer durch S.F. fahren, und sogar die Cable-Car benutzen (die einfach schon 3 Dollar kostet), also wirklich eine gute Sache.
Damit fahren wir erst mal nach China Town Dim Sum essen, und Thomas erzählt von seiner Bahnfahrt (die ihn wohl nicht zum Wiederholungstäter werden läßt). Wir nehmen noch gemeinsam die Cable-Car zur Fisherman's Warf, verabreden uns für Samstag Abend zum Essen. Dann erkunden H. und ich zunächst das Umfeld um das Motel an der Lombard St.. In der Parallelstr.- Chestnut St. - entdecken wir nette Läden, Kaffeehäuser, Lokale... H. macht ein paar Schuhgeschäfte und Computerläden unsicher. Danach - weil das Wetter schön ist und man's nicht weiß - noch mal raus zur Golden Gate. Die Rückfahrt wird zu einer Bus-Rundtour, auch recht. Heute speisen wir bei einem Thailänder an der Lombard St..
22.05.: Samstag Frühstücken in einem Kaffeehaus in der Chestnut-St.. Fisherman's Warf (hier tut der Eagle-Pass nochmal gute Dienste) mit den Seelöwen an Pier 39 gucken, dann Downtown drüben an der zur Bay gewandten Seite beginnend wieder zurück (mitten rein), H.'s Vietnames. Restaurant suchen.

Die Gegend um das Kapitol erscheint heruntergekommen, hier leben viele Farbige, hier wird an jeder Ecke gebettelt. Die Armut soll bei Thomas' erstem Besuch vor 5 Jahren noch kaum sichtbar gewesen sein. Nachdem wir glauben, das Lokal gefunden zu haben, setzen wir uns in den Bus quer durch die Stadt zur Pazifik-Seite und zu den Twin Peaks.
Von dort oben hat man/frau einen phantastischen Blick über die Stadt. Bei der Rückfahrt trennen wir uns; ich will nochmal ins Motel, H. fährt gleich zum Treffpunkt mit Thomas. Wegen eines Missverständnisses warte ich am falschen Platz - und finde die 2 erst nach 1 1/2 Std.
Das Essen beim Vietnamesen war sehr außergewöhnlich: 7 Rindfleische (eingelegt, als Fondue, vom Brathügel, als Rollen und als Würste) mit viel Salat. Wirklich sehr gut!

23.05.: Sonntag Nach dem Frühstück im Kaffeehaus fahren wir zum Golden Gate Park, wo sich das jüngere S.F.-Völkchen in allerlei sportlicher Betätigung ergeht. In-Line-SkaterInnen, diese Fuß-Netz-Ball-SpielerInnen, der Kunstradler, alle trainieren mit viel Ehrgeiz.
Wir reißen uns los und gehen in's California-Academy-of-Sciences-Museum mit sehr schönen Darstellungen und Exponaten der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt. Nur den weißen Hai, der dort seit mindestens 2 Jahren auf Eis lag, haben sie vor 2 Monaten weggeräumt, er fing wohl an zu stinken.
Danach mit dem Bus die Geary entlang bis Lands End zum Seal Rock und dem Park des ehemaligen Bürgermeisters Sutro. Nun müssen wir noch ein paar Fahrten mit der Cable-Car unternehmen, also wieder zurück in die Innenstadt.
Dann fahren wir mit dem Bus in "unser Eck" und essen dort japanisch (Sushi, Sashimi, Sake, Chicken ...). Wir waren beide sehr zufrieden.
24.05.: Montag Frühstück im Bus (H. war so edel, schnell Kaffee und Gebäck aus dem Kaffeehaus zu besorgen, dass man im Bus nicht essen darf, wussten wir nicht, der Fahrer meinte auch bloß, wir sollten den Müll wieder mitnehmen), Treffen mit Thomas bei Hertz Downtown.
Wir mieten einen Volvo 240 Combi, dann fahren wir der Reihe nach das Gepäck einladen. Über die 101 verlassen wir S.F., die liebenswerte Stadt, Richtung Süden.

Es ist grau und regnerisch. In der Mitte zwischen der Bay (die sich weit herunterzieht) und dem Pazifik kommen wir bald ins Silikon Valley, einer Ansammlung von Orten, die überwiegend aus High-Tech-Firmen bestehen. Hier findet sich auch Sunny Vale, wo Thomas damals seine Kurse hatte. H. und T. besuchen einen Computerladen, gemeinsam gehen wir dann indisches fast food essen.
Wir verlassen das Mekka der Computerindustrie und folgen kleinen Straßen durch die Hügel an die Pazifik-Küste.
Als wir Monterrey erreichen, regnet es. Hier ist der Originalschauplatz der "Straße der Ölsardinen" von John Steinbeck, der sich in den 30ger Jahren durch seinen Roman mit den realitätsnahen Schilderungen hier nicht gerade beliebt machte. Jetzt ist die Cannary Row zu neuem (touristischen) Leben erwacht, mit Läden und Kneipen und einem bebilderten Bauzaun, und an ihrem Ende ist die alte Konservenfabrik in ein riesiges Seewasseraquarium (zumindest das größte der Westküste) verwandelt.
Wir finden auf der Fisherman's Warf ein sehr gutes italienisch angehauchtes Fischlokal, in dem die Raucherplätze mal die besseren waren - im ersten Stock direkt am Fenster mit Blick auf die Monterrey Bay.
25.05.: Dienstag Wir fahren noch mal zurück zur Cannary Row und besuchen das große Küsten-aquarium, in dem alle heimischen Meerestiere ihren Platz haben. Die Attraktion ist ein riesiges 9m tiefes Becken, in das eine Taucherin zur Fütterung der kleinen Ungeheuer (da sind auch Haie und andere Räuber drin) hinabsteigt. Sehr ansprechend gemacht!
Weiterfahrt an der Küste über BigSur nach Morro Bay. Dieser Küstenabschnitt ist bei weitem der schönste! In Morro Bay suchen wir uns ein Motel in Strandnähe. Da es schon bald dunkel wird, bleibt uns nur noch das Studium des Barbetriebes bei Brannigan's, wo wir auch essen.
26.05.: Mittwoch Das Wetter hat sich wieder aufgemacht. Wir kommen bei Sonnenschein nach St. Barbara, einer freundlichen, sehr mexikanisch angehauchten kleinen Stadt knapp 100 Meilen vor Los Angeles.
Ich mache einen langen Strandspaziergang mit den Füßen im Pazifik, H. und T. erkunden die Stadt und ein Lokal für den Abend. Thomas hat hier beste Erinnerungen, aber in USA ist alles noch viel vergänglicher als anderswo. Dafür haben sie angeblich eines der 10 besten Restaurants von Kalifornien gefunden.
Wir beschließen, es zu testen, und sind angenehm überrascht: Französisch angehaucht, nicht ganz billig, aber für amerikanische Verhältnisse wirklich sehr gut!
Das auf den ersten Blick nette und ruhig gelegene Motel entpuppt sich als überaus hellhörig, was durch eine laute Gruppe Ami's über uns, die die ganze Nacht feiern, ziemlich unangenehm wird.
27.05.: Donnerstag Wir verlassen die Küste, die hier, je näher L.A. rückt, schon dicht bebaut ist, und stechen noch mal ins Landesinnere in die Wüste nach Mojave.
Der inmitten der gleichnamigen Wüste gelegene Ort war wohl noch bis vor kurzem ein großer Eisenbahnknoten, immer noch rollen die mit 3 - 5 Loks bestückten und oft bis zu einem halben km langen Güterzüge (Sta. Fe-Linie) massiert hier durch.
Auch die Trucks geben sich ein Stelldichein, da sich hier die Nord-Süd-Route von Reno nach L.A. und die Ost-West-Route von Las Vegas nach Bakersfield kreuzen. Davon lebt dieser Ort hauptsächlich.
In der Nähe befindet sich die Edwards Air Force Base mit ihrer Wüstenlandebahn für den Shuttle. Bei Mojave gibt es noch ein riesiges Feld von Windenergiemaschinen (Groviane), weil jeden Tag gegen Abend der Wind von den Bergen herunter stürmt (Temperaturausgleich), und außerdem einen Flughafen, der z.T. aus Museumsstücken zu bestehen schein; dort sind viele Militär- und auch Zivilmaschinen "eingemottet".

H. und T. gehen auf Erkundung, ich an den Pool. In der Dämmerung fahren wir drei noch einmal hinauf zu den Windflügeln, die ein stetes summendes Geräusch von sich geben. Dann am Flughafen vorbei und zurück zur Hauptstraße, an der wir in einem Trucker-In "Reno" essen. Der Hinweis "real food, no fast food", der Helmut und Udo vor 2 Jahren zum Einkehren bewegte, ist inzwischen verschwunden, dafür bewegt sich die Küche langsam aber sicher doch in Richtung fast food. That's american life.
Zurück im Motel erfahren wir über TV, dass 20 Meilen vor Bakerfield, also ca. 80 Meilen von hier, ein Erdbeben der leichteren Sorte für Aufregung gesorgt hat. Wir haben davon nichts bemerkt.
28.05.: Freitag unser letzter Tag in den USA. Früh auf und packen. Wir fahren nach L.A. und dort direkt zu den Universal Studios. Wir stehen über 30 Minuten an für eine Rundfahrt mit der Studio-Line durch die Kulissen berühmter Filme, durch Studios mit Spezialeffekten (Erdbeben in BART-Bahn-Station, Eiskanal), fahren über eine hydraulisch einstürzende Brücke, am See mit dem weißen Hai und an Hitchcock's Psycho-Haus vorbei. Danach gehen wir in eine "Backdraft"-Vorführung der Studio-Pyromanen (genau das Richtige für mich!), und anschließend noch in die Star-Treck-Show. Jetzt ist klar, dass "Raumschiff Enterprise" eine der billigsten weil reine Studio-Produktion ist.
Nun müssen wir aber schnell zum Flughafen. Auf dem Weg dorthin noch in ein Nobel-fast-food-Restaurant "Sizzlers", dann noch ein Abstecher an den berühmten Malibou-Beach. Mit Sand zwi-schen den Zehen und nasser Hose (mich hat noch schnell eine der tollen Wellen erwischt) zum L.A. International Airport.
Direkt dort ist auch die Hertz-Station, wir können den Wagen auf dem Parkplatz abgeben - die Damen sind mit Laptops unterwegs.

Weil wir nun schon relativ spät dran sind, müssen wir Raucherplätze buchen (bei Nichtraucher hätte es nur noch einzelne verstreute Sitzplätze gegeben). Das soll mir eine Lehre sein! Die Passagiere um uns herum haben alle gequalmt, was sie konnten, und ein paar der sog. Nichtraucher gesellten sich auch stets dazu. Nie mehr, lieber allein auf irgendeinem Notsitz.....keuch.
In München hat uns der Udo mit dem Auto abgeholt und nach Hause gefahren. Damit ging eine wunderschöne, interessante Reise viel zu früh zu Ende. Die Route für die nächste haben wir schon geplant.

   

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